„Das Jobprofil Jugendtrainer muss gesellschaftlich anerkannt sein“
Patrick Femerling hat alles gesehen: Olympische Spiele, EM- und WM-Medaillen, Euroleague-Titel. Nun gibt er seine Erfahrung an den Nachwuchs weiter. Ein Interview mit www.basketball.de über diese Grundfesten des Basketballs.
Während am und um den Berliner Ostbahnhof sowie am Alexanderplatz das Großstadtleben pulsiert, geht es weiter nördlich in Lichtenberg beschaulicher zu. Vor den Toren des Sportforums brutzeln Bratwürste auf dem Grill, ab morgens um 9 Uhr wird in der Halle Basketball gezockt, der Eintritt ist frei – es muss sich um Nachwuchsbasketball handeln. Doch nicht irgendein Nachwuchs: Während des Euroleague Final Fours findet auch das Adidas Next Generation Tournament statt, bei dem sich die europäischen Top-Clubs unter den U18-Teams gegenüberstehen. Der FC Barcelona sollte sich im Finale gegen Roter Stern Belgrd durchsetzen.
Mit ALBA BERLIN sind beim ANGT auch viele Deiner Schützlinge vertreten. Dazu hatte sich ALBA zum dritten Mal in Folge für das NBBL Top Four qualifiziert. Ganz salopp gefragt: Was macht ALBA in der Nachwuchsarbeit so gut?
Wir arbeiten einfach viel. Ich glaube, dass das andere Mannschaften auch machen, aber wir trainieren viel. Der Verein investiert sehr viel Zeit, sehr viel Manpower und natürlich auch Geld in unser Jugendprogramm – sei es beim Breitensport, aber natürlich auch beim Leistungssport. Und davon profitieren wir. Ich glaube, das ist auch der einzige gute Weg, um Jugendarbeit zu machen und den Basketball in Deutschland voranzutreiben: mehr Identifikationsfiguren zu schaffen, mehr Jungs zu haben, die von unten hochkommen und das als Perspektive sehen. Mit der 6+6-Regel in der BBL ist das wirklich eine Perspektive.
Sich selbst zu beweihräuchern, ist immer ein wenig schwierig, aber wir haben einfach gute Bedingungen, nutzen diese Bedingungen und geben alle unser Herzblut jeden Tag im Training. Die Jungs ackern ohne Ende. Der Zeitaufwand – Training mit Schule – ist ja fast schon Profiaufwand. Mit noch teils zwei Spielen am Wochenende und rund acht Trainingseinheiten in der Woche ist das schon eine Menge. Da muss dann natürlich auch den Jungs ein Kompliment gemacht werden, die da mitziehen. Aber wie gesagt, wir geben uns sehr viel Mühe, hoffen, dass es weitergeht und tun alles dafür, noch mehr Jungs die Möglichkeit zu geben, vielleicht den Schritt zum Profi zu machen.
Wie wichtig ist es, in die Schule zu gehen?
Total, das machen wir ja. Wir haben ganz viele Schul-AGs, Kooperationen – viele unserer Trainer sind bei Schul-AGs schon bei den ganz jungen Kids. Mit den Schul-Cups, die veranstaltet werden, in ganz Berlin und Brandenburg, hat man auch eine gute Resonanz. Das ist ein relativ weites Spektrum.
Ich hatte kürzlich mit Henrik Rödl auch über den Nachwuchsbasketball gesprochen. Er meinte, dass es auch wichtig sei, den Trainern eine Perspektive zu bieten. Dass Jugendtrainer sehen, dass sie damit etwas machen können. Denkst Du auch, dass hierbei noch Handlungsbedarf besteht, um den Nachwuchsbasketball wirklich voranzubringen?
Jugendtrainer muss ein Jobprofil sein – so wie Investmentbanker. Es ist ja oft so, wenn man jemandem sagt, „ich bin Trainer“, kommt die Frage zurück, „Und was arbeitest du?“. Und dann antwortet man, „Ne, ich bin sieben Tage die Woche in der Halle, arbeite 200 Stunden den Monat, fahre durchs Land und gebe mein Herzblut.“ Das muss ein Jobprofil sein, das anerkennt sein muss, auch gesellschaftlich, und das auch für viele Vereine geschaffen werden muss, meiner Ansicht nach.
Es gibt viele gute Trainer da draußen, viele Leute, die sich engagieren wollen – aber vielleicht es nicht können, weil sie nebenbei noch ein ganz „normales“ Leben leben müssen. Und deswegen ist es auch ein Privileg, wenn man einen Job bei ALBA BERLIN hat, als Jungendtrainer im Leistungssport – das fördert auch eine Bereitschaft, alles zu geben.
Das ganze Interview gibt es auf www.basketball.de
Interview: Manuel Baraniak