
JBBL-Halbfinale 2: ALBA BERLIN vs Porsche BBA Ludwigsburg
Für viele ist es das vorweggenommene Endspiel: TOP4-Gastgeber und Vizemeister ALBA BERLIN trifft im zweiten JBBL-Halbfinale am Freitag, 16. Mai (Tipoff 19:30 Uhr) auf die Porsche BBA Ludwigsburg. Berlin hat in dieser Saison noch kein Spiel verloren, Ludwigsburg erst eins. Ein Vorbericht über zwei Teams, die sich mögen, und zwei Coaches, die sich schätzen.
ALBA BERLIN: Bleibt ALBAs Weste auch beim TOP4 blütenweiß?
Die U16-Mannschaft der Albatrosse hat in dieser Saison noch kein Spiel verloren. Im Halbfinale wartet nun der Erzrivale.
Legt man die bisherige Saisonbilanz zugrunde, würde kein Weg an ALBA BERLIN als neuem JBBL-Meister vorbeiführen. Die Mannschaft von Headcoach Norbert Opitz blieb bis jetzt ungeschlagen: Die Vorrunde endete mit einer Bilanz von sechs Siegen ohne Niederlage bei einer Korbverhältnis von +375. In der Hauptrunde hieß es 10-0, in den Playoffs blieben dann die Gartenzaun24 Baskets Paderborn, die RASTA Academy und der UBC Münster ohne Chance und ohne Sieg. „Es war schade, dass wir in der Vor- und Hauptrunde so wenig Gegenwehr hatten“, erklärt Opitz. Ein wenig zittern – wobei „zittern“ ein zu großes Wort ist – mussten die Albatrosse nur auswärts in Vechta und in Münster: Bei RASTA gewannen die Hauptstädter vor lautstarker Kulisse am ungewohnten Freitagabend mit 92:83, in Münster reichte ein starkes erstes und letztes Viertel (21:10, 31:22), um einen 90:72-Erfolg einzufahren. So blieb ALBAs Weste während der bisherigen Spielzeit blütenweiß, doch die bislang größte Challenge wartet im JBBL-Halbfinale auf die Berliner: Gegner Porsche BBA Ludwigsburg ist das einzige Team, das die jungen Albatrosse in dieser Saison schlagen konnte, und zwar bei traditionsreichen Winterturnier von ALBA Anfang Januar. Nicht nur deshalb ist die Partie gegen Ludwigsburg im Halbfinale des TOP4 für Opitz „das vorweggenommene Endspiel“. Beide Teams liefern sich seit der U14 Duelle auf Augenhöhe, immer mit dem besseren Ende für ALBA – bis zu Beginn des Jahres. ALBA-Headcoach Norbert Opitz hofft deshalb, dass „diese Niederlage uns den Extrafunken Motivation gibt, den wir für das Halbfinale benötigen“. Der besondere Draht zu den Schwaben erschwert allerdings die Rivalität zwischen den Klubs: Mehrere Spieler aus Berlin und Ludwigsburg sind miteinander befreundet, die Headcoaches Opitz und Ross Jorgusen kennen und schätzen sich. „Wir haben schon überlegt, ob wir jetzt aufhören sollen, miteinander zu telefonieren, aber das wäre ja auch albern“, lacht Opitz.
Ein Blick in die Teamstatistiken offenbart ein ausgeglichenes ALBA-Team, in dem gleich sieben Spieler im Schnitt zweistellig punkten, unter anderem Topscorer Philipp Hölsken (21,3 PpS) und Point Guard Jona Dücke (16,8 Punkte und 5,9 Assists pro Spiel). Die athletischsten Akteure bei den Albatrossen sind Jason Heithausen und Daniel Ewers Gwanihu. Heithausen, 1,92 Meter groß und mit einer Spannweite von 2,12 Metern ausgestattet, kommt im Schnitt auf knapp 17 Punkte und 6,4 Rebounds pro Spiel. Gwanihu, der 2025 zum „Verteidiger des Jahres“ in der JBBL gewählt wurde, erzielt pro Partie 13,5 Punkte und 7,6 Rebounds. Sancho Kruse (13,3 PpS), Dion Sopa (12,9) und Ilya Föhl (12,1) sind die weiteren Korbjäger der Albatrosse.
Interview mit Headcoach Norbert Opitz
„Wir wollen immer mit hohem Tempo spielen“
Norbert, Dein Team ist in der bisherigen JBBL-Saison ungeschlagen geblieben. Ist das Fluch oder Segen für das anstehende TOP4?
Norbert Opitz: Wir hätten uns in der Tat etwas mehr Gegenwehr in der Vor- und Hauptrunde gewünscht, wo wir Spiele teilweise mit 80 Punkten Differenz gewonnen haben. Zumindest in den Playoffs hatten wir dann gerade in den Auswärtsspielen in Vechta, wo RASTA extrem heiß war, und Münster mehr zu kämpfen. Teilweise haben wir uns das Leben aber auch selbst schwer gemacht, weil wir nach hohen Führungen zur Halbzeit etwas zu sorglos waren. Das ist aber bei Spielern in diesem Alter ganz normal.
Anders als andere Teams, hast Du in der Saison auf einen relativ kleinen Kader von 16 Spielern vertraut. Macht Euch das vor dem TOP4 eingespielter?
Ich denke schon. Wir haben vielleicht nicht so einen breiten, aber tiefen Kader, in dem jeder seine Spielanteile bekommt. Wir wollen immer mit hohem Tempo spielen, deshalb spielt auch keiner länger als maximal 25 Minuten pro Partie.
Ihr spielt das TOP4 vor heimischem Publikum. Wird das Dein Team motivieren, oder kann es auch zur Last werden?
So wie ich mein Team kennengelernt habe, wird es durch die Kulisse eher motiviert werden. Bei einem Turnier in Frankreich haben wir vor 2.000 Zuschauern gespielt, die ihr Team lautstark angefeuert haben. Wir sind cool geblieben und haben das Spiel deutlich gewonnen. Wir können also mit Druck umgehen und daher denke ich, unsere Fans werden uns noch den Extra-Push geben.

Player to watch: Jona Dücke
Der 1,91 Meter große Dücke ist ein Wanderer zwischen den Positionen: Für ALBA als Spielmacher unterwegs, ist er in der U16-Nationalmannschaft als Forward gelistet. Auf jeden Falls beweist es seine Vielseitigkeit, die sich bei den Albatrossen in 16,8 Punkten und 5,9 Assists pro Spiel ausdrückt. 2024 nahm er mit der U16-Nationalmannschaft an der EM in Griechenland teil und wurde solider Zehnter.

Porsche BBA Ludwigsburg: Winkt nach einem Jahrzehnt wieder der Titel?
2015 feierte die Porsche BBA Ludwigsburg die JBBL-Meisterschaft. Nun sind die Schützlinge des langjährigen Headcoaches Ross Jorgusen wieder nur zwei Siege vom Titel entfernt.

Die Porsche BBA Ludwigsburg und Headcoach Ross Jorgusen sind alte Hase, was das TOP4 angeht: Zum vierten Mal hat der gebürtige Amerikaner die Barockstädter das U16-Team der Barockstädter in diesem Jahr in die Endrunde geführt. 2015 gewann Ludwigsburg seine bislang einzige JBBL-Meisterschaft, 2024 und 2018 stand die BBA jeweils im Halbfinale. Beim RSM Ebner Stolz Jugend-TOP4 im vergangenen Jahr mussten sich die Jorgusen-Schütlinge in der Vorschlussrunde dem späteren Meister Baskets Juniors Oldenburg mit 66:82 geschlagen geben. In der aktuellen Saison 2024/25 erwiesen sich die Schwaben – fast – als unschlagbar: Nur eine einzige Niederlage erlitten die Ludwigsburger bislang und diese – ein knappes 69:72 im letzten Hauptrundenspiel gegen das TEAM URSPRING – hatte keine großen Auswirkungen auf die Platzierung, Ludwigsburg wurde mit einer Bilanz von 9-1 Sieger seiner Hauptrundengruppe. Fun fact: Bei Urspring spielt Jorgusens 16-jähriger Sohn Cooper, insofern konnte auch der Coach diese Niederlage verschmerzen… In der Vorrunde blieb die Porsche BBA ungeschlagen (6-0), genauso in den Playoffs: Würzburg, Frankfurt und Ulm wurden jeweils mit 2:0 „gesweept“.
Ludwigsburg 2024/25 zeichnet sich durch ein guard-lastiges Spielsystem aus, geht ein hohes Tempo und übt an beiden Enden des Felds viel Druck aus – quasi ähnlich der Philosophie von ALBA BERLIN, dem Halbfinalgegner der Porsche BBA und Erzrivale der vergangenen Jahre. Die 2009er-Jahrgänge beider Klubs battlen sich seit der U14 in intensiven Duellen, meist mit dem besseren Ende für die Albatrosse. Lediglich beim traditionellen Winterturnier der Berliner Anfang des Jahres gelang den Ludwigsburgern der bislang einzige Sieg gegen ALBA, „aber da fehlten bei Berlin auch ein, zwei Leistungsträger“, will Jorgusen, seines Zeichens JBBL-Trainer des Jahres 2015, dem Erfolg nicht allzu große Bedeutung beimessen. Trotzdem erwarten er und auch sein Berliner Kollege Norbert Opitz ein Duell auf Augenhöhe, weil beide Teams eine ähnliche Spielidee verfolgen und tiefe Kader haben. Ein Quartett sticht bei Ludwigsburg mit jeweils zweistelligem Punkteschnitt heraus: Topscorer ist Point Guard Danilo Zdravkovic mit 18,2 Punkten pro Spiel, obwohl er dem Team verletzungsbedingt einige Wochen gefehlt hat. Seine Dreierquote über die ganze Saison gesehen liegt bei stabilen 38 Prozent. Auch Yohann Tchouaffe (13,9 PpS) und Kenan Youdom (9,0 PpS) haben wie Zdravkovic nur 13 JBBL-Spiele absolviert, weil sie Anfang des Jahres im U19-Team der Ludwigsburger in der Division A ausgeholfen hatten. Zu achten ist außerdem auf Omar Petlaca, der im Schnitt auf 13,9 Punkte und 5,6 Rebounds kommt, und Guard Tim Hadzic (11,6 PpS, 3,9 ApS). Kein Ludwigsburger ist über zwei Meter groß, einzige nominelle Center sind Ben Thom (1,99 Meter, 6,5 ppS und 8,4 RpS) und Matas Vilkius (1,98 Meter, 9,3 PpS und 6,9 RpS).
Interview mit Headcoach Ross Jorgusen
„Wir sind schwer ausrechenbar“
Ross, Du bist nun schon zum vierten Mal mit dem U16-Team von Ludwigsburg bei der TOP4-Endrunde dabei. War das auch Euer Ziel vor Saisonbeginn?
Ross Jurgusen: Wir waren schon im vergangenen Jahr unter den besten vier 16-Teams Deutschlands und hatten auch die Erwartung, es auch in diesem Jahr zum TOP4 zu schaffen. Obwohl wir bis jetzt nur ein Spiel verloren haben, war es keine einfache Saison für uns. In der Vorrunde haben wir viel rotiert, und zu Beginn des Jahres haben unsere Leistungsträger vermehrt bei unserem NBBL-Team ausgeholfen. Die Mannschaft hat sich insgesamt super entwickelt, weswegen die TOP4-Teilnahme für uns nun eine schöne Belohnung ist.
In Eurem Team fällt auf, dass Ihre keinen einzigen Akteur mit dem „Gardemaß“ von zwei Metern habt. Heißt das im Umkehrschluss, dass Ihr mit viel Speed unterwegs seid?
So ungefähr (lacht). Wir haben im Grunde keine festen Positionen, es wird auf dem Feld viel rotiert, jeder kann jede Position spielen. Das macht uns schwer ausrechenbar. Wir wollen immer hohes Tempo gehen und viel Druck an beiden Enden des Feldes machen.
Deine Name ist eng mit der Nachwuchsarbeit in Ludwigsburg verbunden. In Eurem Titeljahr bist Du zum Trainer des Jahres gekürt worden, 2022 hast Du den „Matthias Grothe Award“ für Dein besonderes Engagement im Jugend-Basketball bekommen…
Ich bin seit 2007 in Ludwigsburg, zuerst als Headcoach der BSG Basket Ludwigsburg in der Herren-Regionalliga, mit der wir auch aufgestiegen sind. Danach bin ich in den Jugendbereich gewechselt und habe bis 2014 die NBBL-Mannschaft gecoacht, bis ich zur Saison 2014/15 das JBBL-Team der Porsche BBA übernommen habe. Somit feiere ich in dieser Spielzeit mit der U16 ein kleines Jubiläum…

Fotos Ludwigsburg: Eibner/Sandy Dinkelacker
Player to watch: Yohann Tchouaffe
Yohann Tchouaffe (Foto oben) ist die Allzweckwaffe der Ludwigsburger. Zu seinen 213,9 Punkten pro Spiel gesellen sich auch 6,5 Rebounds, 3,9 Assists und 2,8 Steals pro Partie. Neben seinen 13 Partien für die NBBL stand der 15-Jährige in 15 Spielen für das U19-Team der BBA auf dem Parkett und kam dabei auf 9,5 Punkte und 2,6 Assists im Schnitt.