Leipzig: Der perfekte Underdog

25. Februar 2016

Auf nbbl-basketball.de stellen wir seit Saisonbeginn die Teams vor, die im Frühling an den Qualifikationsturnieren für die NBBL oder JBBL teilgenommen haben und diese erfolgreich gemeistert haben. Heute ist das Uni-Riesen Leipzig Junior Team an der Reihe.

Im Frühling 2015 herrschte Aufbruchsstimmung in Leipzig. Nachdem die große Arena Leipzig nicht mehr für das ProB-Team der Uni-Riesen zur Verfügung stand, musste so mancher Plan über den Haufen geworfen werden. Das Ziel „Aufstieg“ wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, Trainer Ty Shaw konnte nicht gehalten werden.

Doch die Uni-Riesen und der Stammverein USC Leipzig nutzten die neue Situation, um sich zu sortieren und auch ein paar andere Dinge in Angriff zu nehmen – so entstand die „Jugendinitiative 20.20“. Die Verantwortlichen, allen voran USC-Vorsitzender und Uni-Riesen-Geschäftsführer Dr. Werner Scholz, haben detailliert ausgearbeitet, wo sie fünf Jahre später stehen wollen. „Wir haben eine Bestandsaufnahme gemacht. Was haben wir, was hätten wir gerne?“, so Dr. Scholz. „Wir wollen den Basketballstandort Leipzig aus dem Blickwinkel der Nachwuchsarbeit stabilisieren und professionalisieren.“ Verschiedene Ziele wurden definiert: Mitgliederzahlen im Nachwuchsbereich, Hauptamtliche Personalstrukturen, regelmäßige Spieler in der Landesauswahl.

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Natürlich ganz oben auf der Agenda: die Qualifikation für die JBBL. Die stand Ende Juni an, Trainer Justin Schlünken berichtet vom Turnier: Wir haben in Düsseldorf gespielt, gegen Vechta, Hanau, Düsseldorf und Bremen. Am ersten Tag haben wir gegen Düsseldorf gespielt, das war ein knappes Spiel. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende waren wir mit 6 hinten, haben das Spiel am Ende aber noch gedreht. Damit hatten wir dann auch schon den eigentlichen Favoriten aus der Gruppe geschlagen. Das Spiel gegen Hanau am Nachmittag war eine klare Sache, am zweiten Tag war es etwas schwieriger. Nachdem die Jungs die Siege im Kopf hatten, mussten wir dann etwas an die Einstellung appellieren. Aber das haben wir dann ganz gut gemeistert und alle Spiele gewonnen.“

Vier Spiele – vier Siege, eine perfekte Ausbeute, besonders dafür, dass die Leipziger zum ersten Mal ihr Glück bei der JBBL-Qualifikation versucht haben.

JBBL_1516_Leipzig-Jena_2.Spieltag_Trainer_Justin_SchluenkenDer 20-jährige Schlünken, der die Mannschaft schon im letzten Jahr in der U16-Sachsenliga trainiert hat, ist weniger überrascht. „Die Qualifikation war in der ganzen Saison unser Ziel. Und nach der Saison sind dann noch Dresdner Spieler dazugekommen und wir haben sechs Wochen lang verstärkt trainiert, hatten an den Wochenende Lehrgänge und Testspiele.“

Auch in ihrer ersten JBBL-Saison schlägt sich das Uni-Riesen Junior Team mehr als passabel. Sechs Siege wurden in den zehn Spielen der Vorrunde eingefahren, die Niederlagen waren fast alle sehr knapp (90:88 gegen Gotha, 44:43 und 43:48 gegen Chemnitz), nur gegen den Nachwuchs des MBC unterlag man am letzten Spieltag mit 78:48. So stand ein Hauptrundenplatz schon frühzeitig fest. Der Vorsitzende Dr. Scholz ist euphorisch: „Das ist jenseits von dem, was wir uns erträumt haben. Wir wollten zwar eine gute Rolle spielen, und wussten nach der Qualifikation, dass wir ein gutes Team haben. Aber damit hat keiner gerechnet.“

Keiner, außer vielleicht Justin Schlünken, der tiefstapelt: „Ich bin ziemlich zufrieden, die Jungs haben sich als Team auch charakterlich sehr gut entwickelt. Man merkt dass das die erste Saison in der JBBL ist, oft fehlt Erfahrung und die Abgeklärtheit, enge Spiele nach Hause bringen, so haben wir gegen Gotha und Chemnitz verloren. Aber im Grunde kann ich mich nicht beschweren.“

Nun läuft die Hauptrunde, in der die Sachsen auf ALBA Berlin, TuS Lichterfelde und RSV Eintracht Stahnsdorf treffen.

„Wir starten auf Platz fünf mit einem Sieg und drei Niederlagen.“ erklärt Schlünken „Es geht primär darum, uns zu beweisen und uns mit starken Teams und großen Namen wie ALBA Berlin zu messen, uns teuer zu verkaufen. Wir wollen uns für die schöne Vorrunde belohnen.“

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Und wie geht es mit dem Standort weiter? Weiter professionalisieren, ohne nach den Sternen zu greifen. Dr. Scholz: „Wir werden auf absehbare Zeit kein eigenes NBBL-Team an den Start bringen. Wir kooperieren weiterhin, weil das das Beste für die Spieler ist. Für uns ist wichtig, wie sich die Spieler am besten entwickeln können. Das arbeiten wir mit den Spielern und Eltern gemeinsam heraus.“

Dabei gibt es natürlich auch Schwierigkeiten: „Als ProB-Club arbeiten wir mit einem kleinen Budget, da läuft aktuell noch viel über Mischfinanzierung und Ehrenamtler, aber das geht vielen Vereinen so. Man muss auch bedenken, dass wir in Sachsen nicht der Schwerpunktstandort sind, das ist Chemnitz. Aber wir werden weiterhin Spieler und Trainer entwickeln. Wir wollen immer das tun, was am besten für die Sportart Basketball ist.“

So bleiben die Uni-Riesen ein Underdog, der für Überraschungen sorgen kann.

Text: NBBL/DN
Fotos: Uni-Riesen Leipzig Junior Team