München: Jahn mit kämpferischem 83:66-Erfolg über ratiopharm
Mit großem Respekt schauen die Jahnler aus München seit Jahren auf die Talentschmiede der Ulmer, denn im dortigen Leistungszentrum gehen die Jugendnationalspieler ein und aus, zur Vorbereitung auf ihre Erstliga-Karrieren tummeln sich viele der NBBL-Jungs in der Pro B und holen sich dort die nötige Spielhärte. Jahn hingegen macht einen auf #jahnfamily, die nötige Spielhärte holt man sich überwiegend drei bis vier Herren-Ligen tiefer, bei Jahn II, bei Rosenheim II, Burghausen/Ingolstadt/Germering…
Zum Saisonauftakt hatte man zum Beispiel Ulm II („Orange Academy“) zu Gast und gleich mal eine Lehrstunde bezogen. Inzwischen jedoch sind diverse Lernprozesse in Gang gekommen, wie das Coaching-Duo Armin Sperber und Timo Heinrichs zufrieden feststellt: „Ein paar Elemente unserer Spielidee sind jetzt angekommen. In Defense und Offense setzen wir schön langsam unseren Jahn-Style um; eine verlässliche Personalhierarchie zeichnet sich ab!“
Mit Ulm I („ratiopharm“) war am Sonntag also jenes Team zu Gast, das quasi seit Teilung in eine NBBL-A und eine NBBL-B immer Meister der Staffel B-Süd wird, gelegentlich sogar ins deutsche Top Four vordringt und demnach eigentlich eine feste Größe in der NBBL-A sein sollte. Aber trotzdem in der B-Staffel antritt: Wohl wegen der kürzeren Wege und der Synergie-Effekte mit zwei Teams in einer Liga und der besseren Organisierbarkeit mit dem parallelen Engagement in der Pro B.
Gut für Ulm, schlecht für Jahn, denen der Sprung in die Playoffs und damit der vorzeitige Liga-Erhalt immer verwehrt geblieben sind – mei, selber schuld, denn in den letzten Jahren fehlte immer ein einziger Sieg zum Glück…
Ulm I also in der – Achtung: Volksmund – Ganz Großen Jahnhalle. Große Jungs, kräftige Jungs, schnelle Jungs! Die Jahnlinge etwas schmächtiger und weniger hochgewachsen, aber mit Plan und Ziel. 17:20 nach einem Viertel, das war bisher in jedem Spiel so, gelegentlich einen Schritt zu langsam (zehn Freiwürfe für Ulm/vier für Jahn – ein Dreier für Ulm/zwei für Jahn), aber insgesamt vielversprechend und mit einer frühen Elfer-Rotation kräftesparend.
Zur Pause hatte sich das Blatt bereits gewendet, 34:27 die Führung, magere 7 Punkte für die favorisierten Gäste, die nun auch noch verletzungsbedingt auf einen ihrer Leistungsträger verzichten mussten – Gute Besserung von dieser Stelle! (nur noch zwei Freiwürfe für Ulm/sechs für Jahn – keine Dreier mehr für Ulm/wieder zwei für Jahn).
Die Gäste kamen neu motiviert und mit angepassten Plays aus der Kabine, aber auch dieses Quarter ging an die Hausherren, Vorsprung angewachsen, 57:44 (sieben Freiwürfe Ulm/sechs Jahn – wieder kein Dreier Ulm/drei für Jahn). Nico Hirtl und Rookie Andreas Basonidis teilten sich die kraftraubende Aufbau-Arbeit, vier Assists und zwei Steals der eine, elf Punkte bei drei Dreiern der andere. Käptn Alan deVries führte sein Team mit Effektivität 24, 22 Punkten, vier Dreiern und vier/vier Freiwürfen durch alle Höhen und Tiefen des temporeichen Schlagabtauschs, so dass auch das entscheidende letzte Viertel gewonnen werden konnte (zehn Freiwürfe Ulm/Jahn elf – zwei Dreier Ulm/Jahn drei).
83:66! Überraschung perfekt, Sieg in den Büchern, Jubel und Erschöpfung, verdienter Erfolg. Stefan Radic mit seinem ersten Double Double (15 Punkte, 12 Rebounds, Effektivität 21), Rookie David Jovanovic (elf Punkte, zwei Dreier, Effektivität 15) und Moritz „Bobbele“ Herbst mit einem +/- Wert von +23 waren die weiteren Garanten für diesen schönen Erfolg.
Doch die Coaches wären nicht die Coaches, wenn da nicht sofort die Zeigefinger hoch gingen: „Jetzt wieder auf den Boden der Tatsachen bitte! Wir hatten schon drei Heimspiele, nun geht’s viel auf Reisen, Crailsheim, gleich wieder Ulm, nach Kirchheim, das alles haben wir noch auf dem Plan in diesem heißen Herbst. Und ab sofort kostet die öffentliche Erwähnung des Wortes Tabellenführung 2 € in die Teamkasse!“
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Foto: Michael Vogl
PM: TS Jahn München