Münster: „Das konzeptionelle Arbeiten steht im Fokus“
Ein schöner Klotz steht da, etwas abseits der Wienburgstraße im Kreuzviertel. Die seit Oktober 2021 fertige und von Mannschaften seit dieser Sportsaison dauerhaft genutzte neue Ballsporthalle des Pascal-Gymnasiums wirkt eindrucksvoll. Der vor allem an der Funktionalität orientierte knapp sieben Mio. Euro teure Bau mit seiner Bruttogeschossfläche von 2456 Quadratmetern sorgt nicht nur für ideale Möglichkeiten des Sportunterrichts, sondern auch für stark verbesserte Rahmenbedingungen zum Beispiel der Basketballer des UBC Münster.
Deren Zweite hat sich als Nachrücker in die 1. Regionalliga als höchste Liga in NRW vor Ort bestens eingenistet und lockt inzwischen Fans auf die 150 Plätze bietende Tribüne, während das Profi-Flaggschiff des 1961 gegründeten Clubs als WWU Baskets Münster in der 2. Bundesliga ProA bekanntlich in Berg Fidel regelmäßig von 2500 und mehr Menschen gefeiert wird. Dem Universitäts-Basketballclub aber ist der Fokus auf die Basis mindestens ebenso wichtig und der Boom unterm Korb der beste Beleg dafür. Insofern lohnt nicht nur der Blick aufs imposante Gebäude an der Wienburgstraße, sondern in die auf Nachhaltigkeit gepolte Struktur des UBC.
Der hat in einem langen Prozess die Basis dermaßen auf Vordermann gebracht, dass nicht nur den immer mehr Kids und deren Ansprüchen gerecht wird, sondern dass die verantwortlichen Protagonisten im Passspiel miteinander eine tragfähige neue Qualität pflegen. „Da stecken enorm viele Anstrengungen sehr vieler Experten dahinter“, sagt Christoph Schneider (46), seit elf Jahren Coach der Zweiten mittendrin im UBC-Universum. „Das konzeptionelle Arbeiten steht im Fokus und funktioniert wohl so gut wie selten zuvor. Das hat richtig Substanz.“
Von Vorteil auch fürs interne Klima ist, dass sich die Macher teils seit Jahren kennen, schätzen oder gar miteinander befreundet sind. Auf dem Gymnasium sorgt Lehrer Philipp Kappenstein (43) als Sportartbeauftragter für Begeisterung – also jener Mann, der den UBC und die Baskets als Trainer nachhaltig prägte, nach oben führte und heuer als Leiter Standortentwicklung und Talentförderung wirkt. Mit dem gebürtigen Hamburger Sven Schaffer (39) kam ein hauptamtlicher Jugendkoordinator zum UBC, der den versierten und erfahrenen Organisatoren vom SC Rist Wedel holte. Schaffers Wirken wird intern größter Wert zugeschrieben. Wenn sich alle zwei Wochen der Kreis zum Koordinationsgespräch trifft, sind kurze Drähte garantiert auch zum Chefcoach der Ersten, Björn Harmsen, und dem Manager der Profis, Helge Stuckenholz, ohne den es die vielen gelungenen Schritte des Vereins in den letzten Jahren nicht gegeben hätte.
Schneiders Zweite nutzte die gebotene Aufstiegschance in die sportlich anspruchsvolle Liga erst nach interner Abwägung auch mit den etablierten Akteuren. „Zuerst sind wir vom Verein gefragt worden, ob wir das anpacken wollen. Dann habe ich mit den erfahrenen Spielern diskutiert. Es war klar, dass es nur Sinn macht, wenn das Projekt von vielen getragen wird“, erläutert Schneider, der mit seiner Familie seit vielen Jahren in Gievenbeck lebt. Die namhaften Männer wie Jan König, Jahrgang 1993, und Andrej König (Jg. 87), die jeweils über acht Jahre lang den Lauf der Ersten mitprägten und deren übergroße Trikots in Berg Fidel unter der Decke hängen als Respektbekundung, Alex Goolsby (Jg. 87) und Leo Padberg (Jg. 91) sowie Guido Narendorf (Jg. 88) sagten zu, ohne Blick auf eigene Einsatzminuten die vielen Youngsters führen zu wollen. Schneider: „Sie alle stecken in einer Art Mentorenrolle und füllen diese bestens aus.“
Im 15-er Kader – in dem übrigens kein Einziger finanziell bedacht wird – stehen viele unter 20 Jahre alte Talente, von denen die ambitioniertesten große Perspektiven haben: Joshua Sievers, Paul Viefhues und Oskar Humpert, der wie Carl Zuther im Sportinternat lebt und die NRW-Sportschule, „das Pascal“, besucht. Die drei Erstgenannten trainieren auch bei den Profis mit. Viele Spieler können in drei verschiedenen Teams eingesetzt werden – die unter 19-Jährigen in der Nachwuchs-Bundesliga NBBL, die Schneiders Co-Trainer Atilla Göknil (33) coacht, ein nächster Ehemaliger. Die Trainer pflegen die Absprache in einer Dauerschleife. „Wir fahren einen hohen Aufwand, aber es macht absolut Sinn, die Spieler in diesen Ligen zu schulen“, sagt Schneider.
Ein UBC-Team ist auch in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) am Start, mit Spielern im Alter von unter 16 Jahren. „Wir haben inzwischen mitten im Kreuzviertel, also sehr zentral, ein regelrechtes Sportzentrum mit zwei großen Hallen an der Schule. Das ist einfach ideal“, sagt Schneider zum Standort, an dem sich etliche Jugendmannschaften und die Basketballerinnen mit der Regionalliga-Ersten tummeln.
Die 1. Regionalliga – noch bis 2018 die sportliche Heimat der Ersten – verlangt großen organisatorischen Einsatz, bietet aber einen attraktiveren Rahmen. Und echte sportliche Herausforderungen. Die Akteure rücken in den Blickpunkt der Szene, der wichtige statistische Bereich wie beim Scouting ist hier vorhanden. „Wir alle merken, dass wir besser werden mit der Zeit“, sagt Schneider. Vor allem aber steht die Zweite in der Mannschaftspyramide oben gut platziert. „Wir wollen den eigenen Spielern, also vielfach den Pascal-Schülern, eine Perspektive bieten, in Münster ambitioniert Basketball spielen zu können – auch nach dem Abi. Sie sollen wissen, wo sie sich weiterentwickeln können.“ Nach Hamm oder Ibbenbüren soll niemand wechseln müssen. Schneider wertet: „Das Gesamtkonstrukt ist ideal für Spieler, Verein, Schule und Standort Münster – es ist
ein Meilenstein in der Entwicklung.“
PM: UBC Münster/Thomas Austermann (der Gievenbecker)