Throwback Thursday: Der 87 Millionen Dollar-Mann
In unserer Serie „Throwback Thursday“ blicken wir regelmäßig auf Highlights aus 17 Jahren NBBL- und JBBL-Historie zurück – heute auf das TOP4 im Jahr 2014 in Quakenbrück mit dem „local hero“ Isaiah Hartenstein.
Schon bei den früheren TOP4-Auflagen gab es Spieler, die dem Turnier ihren Stempel aufdrückten und später den Weg bis in die BBL oder auf ein noch höheres Nivea fanden. Bei der Endrunde im Jahr 2014 war die „Future Star“-Dichte aber besonders hoch: Ismet Akpinar, inzwischen 47-maliger Nationalspieler, Christian Sengfelder, der bis heute 33 Länderspiele gesammelt hat, sowie die ehemaligen Bundesliga-Spieler Richard Freudenberg (Frankfurt, inzwischen Karriereende) und Mahir Agva (früher Tübingen, Frankfurt und Gießen, heute Türk Telekomspor) – sie alle waren bei der Endrunde der vier besten NBBL- und JBBL-Mannschaften in Quakenbrück dabei. Der – aus heutiger Sicht – größte Star, der beim TOP4 vor einem Jahrzehnt dabei war, ist jedoch Isaiah Hartenstein, der im Sommer einen 87 Millionen Dollar-Vertrag über drei Jahre bei den Oklahoma City Thunder unterschrieben hat.
2014 konnte diesen Werdegang des schon damals weit über zwei Meter großen Linkshänders (heute 2,16 Meter) niemand erahnen. Das JBBL-Team der Young Dragons mit seinem Star Isaiah Hartenstein war der Topfavorit auf den Titelgewinn in der U16 und sollte dieser Rolle auch gerecht werden: Im Finale schlugen die Jungdrachen den Bamberger Nachwuchs des TSV Tröster Breitengüßbach mit 68:60 und blieb somit die komplette Saison 2013/14 ungeschlagen.
Das vorweggenommene Endspiel fand allerdings schon im Halbfinale statt, wo Quakenbrück auf den FC Bayern München traf. In einer hochdramatischen Begegnung triumphierten die Gastgeber nach Verlängerung mit 90:88. Hartenstein avancierte mit 30 Zählern und 16 Rebounds zum Matchwinner, aber auch Jan Philipp Mügge (27 Punkte, 9/13 Dreier) lieferte eine starke Partie ab. Hartenstein hatte sich über 45 Minuten einen Shootout mit Münchens Richard Freudenberg geliefert, der sagenhafte 37 Punkte und 16 Rebounds erzielte. Freudenberg, später Forward in Diensten der FRAPORT SKYLINERS, wurde allerdings auch zum tragischen Helden, weil er den letzten Wurf für München zur potenziellen zweiten Overtime vergab. Hartenstein dagegen hatte Glück, seine beiden vergebenen Freiwürfe und Korbleger zum Ende der regulären Spielzeit blieben am Ende ohne Konsequenzen. Der Power Forward wurde 2013/14 überdies zum MVP der regulären Saison sowie des TOP4 gewählt. Papa Florian Hartenstein, Coach der Young Dragons, wurde außerdem zum „Trainer des Jahres“ in der JBBL gewählt.
Das TOP2014 war die Geburtsstunde des heutigen NBA-Stars Hartenstein, der sich seinen aktuellen Monster-Vertrag in Oklahoma durch eine starke vergangene Saison bei den New York Knicks verdient hat. Im Schnitt stand Hartenstein 25 Minuten auf dem Feld, kam auf 7,8 Punkte und 8,3 Rebounds pro Spiel.
In den zwei Spielzeiten im Madison Square Garden hat sich Hartenstein, in Oregon zur Welt gekommen und in Quakenbrück zum Profispieler gereift, zu einem der besten Spieler auf seiner Position entwickelt. Zuletzt gehörte er bei den Knicks zu den absoluten Leistungsträgern. Hartenstein hatte einen bedeutenden Anteil daran, dass es die Knicks zweimal in Folge bis ins Conference-Halbfinale schafften. In den Playoffs hatte er gleich mehrere starke Auftritte. Im Halbfinalspiel fünf gegen die Pacers schnappte sich Hartenstein 17 Rebounds, darunter 12 am offensiven Brett, damit egalisierte er die 30 Jahre alte Playoff-Bestmarke bei den Knicks.
Seine Nationalmannschafts-Karriere begann bei der Endrunde der U16-Europameisterschaft im Sommer 2014 , wo Hartenstein mit der U16-Nationalmannschaft das Viertelfinale gegen den Gastgeber und späteren Vize-Europameister Lettland verlor und am Ende den siebten Platz erreichte. Mit der deutschen U18-Auswahl belegte Hartenstein im Sommer 2015 einen achten Platz bei der EM-Endrunde. Bei der U18-EM im Dezember 2016 erreichte er mit Deutschland den vierten Platz, war gemeinsam mit Kostja Mushidi bester Punktesammler der DBB-Mannschaft (14,7 Zähler pro Partie) und wurde in die „erste Fünf des Turniers“ berufen.
Im August 2017 gab er im EM-Vorbereitungsspiel gegen Belgien seinen Einstand in der deutschen A-Nationalmannschaft. An den Erfolgen der Deutschen zu Beginn der 2020er Jahre (EM-Bronze 2022 und Weltmeister 2023) war Hartenstein nicht beteiligt, auch für das deutsche Olympiaaufgebot 2024 wurde er von Bundestrainer Gordon Herbert trotz guter Leistungen in der NBA nicht berücksichtigt. Herbert begründete seinen Verzicht auf Hartenstein mit dessen Entscheidung, zu Beginn von Herberts Amtszeit beim Deutschen Basketball-Bund keine feste Zusage für Nationalmannschaftseinsätze in den folgenden drei Jahren gegeben zu haben. Ob Hartenstein, der mit der ehemaligen „Miss Texas“ Kourtney Kellar verheiratet und Vater eines Sohnes ist, unter dem neuen Bundestrainer Álex Mumbrú wieder eine Rolle spielen wird – zum Beispiel für die Europameisterschaft 2025. – wird sich zeigen und auch stark von der Saisonleistuung der Oklahoma City Thunder abhängen…
PM: NBBL gGmbH / JF