Weißenfels: Junges NBBL-Team will als Außenseiter überraschen

Siege sind nicht die einzige Währung. Dieser Satz gilt vor allem im Nachwuchsbereich, wo die kontinuierliche Weiterentwicklung von Spielern mehr zählt als das schnöde Ergebnis. Die U19 der Mitteldeutschen Basketball Academy (MBA) startet in die kommende Saison der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) gewiss als Außenseiter, aber sie ist jung, begeisterungsfähig und lernwillig. Diese Attribute sollen dem Team von Trainer Yuri Dimitri auf dem Weg zum Klassenerhalt helfen.
Man muss nicht lange mit Dimitri sprechen, um auf eine Gabe des Italieners zu treffen: Er kann Menschen mit seinem Optimismus anstecken. Dimitri ist aber auch kein Fantast, der harte Realitäten in schillernde Farben taucht. „Es wird Niederlagen geben, auch heftige. Wir werden harte Zeiten erleben“, sagt er vor dem Saisonstart in der Hauptrunde B, Gruppe Ost, am kommenden Sonntag. „Entscheidend für mich ist, dass wir in diesen Phasen zusammenbleiben, dass wir kämpfen und an unsere Entwicklung glauben. Dann schaffen wir das mit dem Klassenerhalt.“ Eine Mischung aus Anspannung und grenzenloser Vorfreude begleiten ihn in diesen Tagen.
  • Die Vorbereitung
Bereits in der ersten Augustwoche versammelte Dimitri seine Schützlinge zum ersten gemeinsamen Training. Eine kontinuierliche Vorbereitung über zwei Monate hinweg blieb aber eine schöne Illusion. Wegen der Sommerferien konnte das Team anfangs nie komplett trainieren, und als die Schule wieder losging, schwappte rasch eine Krankheitswelle über das Team. „Wir sind aber nicht die Einzigen, die damit zu kämpfen hatten“, fügt Dimitri an. Die Folge: Drei geplante Testspiele gegen NBBL-Rivalen, die ihm wertvolle Erkenntnisse geliefert hätten, mussten abgesagt werden. Immerhin zweimal konnte die MBA aber zweimal gegen den Oberligisten USC Leipzig testen. Nach einer Niederlage im ersten Spiel gelang im zweiten Vergleich ein deutlicher Sieg. „Mir hat sehr gefallen, wie sich meine Mannschaft zwischen diesen beiden Partien weiterentwickelt hat“, sagt Dimitri. Nachdem die ersten Vorbereitungswochen von Individualtraining und Fitnessaufbau geprägt waren, arbeitete Dimitri zuletzt verstärkt konzeptionell. „Die Jungs passen sehr gut auf und sind total fokussiert.“ Vor seinem geistigen Auge sieht der 31-Jährige eine Mannschaft, die bissig verteidigt und im Angriff mit Variabilität glänzt. Doch Dimitri weiß, dass es Zeit brauchen wird.
  • Der Kader
Im Sommer musste die MBA den Verlust gleich mehrerer Leistungsträger verkraften. Sean Ludwig, einer der wertvollsten Scorer und Top-Rebounder des Teams, startete seine Karriere im Seniorenbereich beim Regionalligisten VfL Stade. Flügelspieler Elia de Almeida Rosa wechselte in die USA, und Spielmacher Malcolm Neufert zog sich eine Verletzung zu, die ihn voraussichtlich bis Februar außer Gefecht setzen wird. Ob er danach zur MBA zurückkehren wird, ist fraglich. Bei der Neukomposition der Mannschaft arbeitet Dimitri vornehmlich mit Spielern, denen es zwar nicht an Enthusiasmus, wohl aber an Erfahrung mangelt. Die Hälfte der Akteure, mit denen Dimitri für seinen Zwölfer-Kader plant, spielten in der vergangenen Saison noch in der U16 Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL), sie stammen aus den Jahrgängen 2006 und 2007. Sie müssen sich erst an das deutlich höhere physische und strategische Niveau in der NBBL gewöhnen. Mit Felix Schwabe, Jan Papenfuß und Anton Rose sind nur drei Spieler aus dem erfahrenen 2004er-Jahrgang übrig geblieben. Hoffnungen setzt Dimitri zudem auf die vier externen Neuzugänge Armin Durakovic (Graz/Österreich), Jeremie Okitasumbu, Eren Yildiz (beide Hanau) und Deniz Rast (Braunschweig). Talent bringen alle mit, und Dimitri tüftelt nun daran, die vielen Puzzleteile zu einem stimmigen Bild zusammensetzen.
  • Die Gegner
In der Gruppe Ost bekommt es die MBA mit der Niners Chemnitz Academy, den Basketball Löwen Erfurt, Dresden Titans, Sartorius Juniors Göttingen sowie der SG Junior Löwen Braunschweig zu tun. Chemnitz, Erfurt und Dresden zählten bereits in der vergangenen Saison zu den Hauptrundengegnern, auf Göttingen und Braunschweig traf die MBA dagegen erst in der Abstiegsrunde. Die beiden niedersächsischen Teams wechselten zur neuen Saison aus der Gruppe Nord in die Gruppe Ost. Dafür fallen für die MBA künftig die Duelle gegen die Tornados Franken und die tennet young heroes Bayreuth weg. „Ich schätze Chemnitz und Erfurt in dieser Gruppe am stärksten ein. Sie haben bereits eine klare Struktur und Spieler in ihren Reihen, die bereits in den Ersten Mannschaften ihren Klubs zum Einsatz kamen“, sagt Dimitri und spielt dabei besonders auf Brendan Gregori (Chemnitz) und Dominykas Pleta (Erfurt) an. Die Dresden Titans, die in der Vorsaison sportlich abstiegen und sich erst im Sommer beim Qualifikationsturnier in Hanau ihren Startplatz in der NBBL zurück erkämpften, treten mit fast unverändertem Kader an, haben jedoch ein Jahr an Erfahrung dazugewonnen. Dimitri rechnet deshalb damit, dass sie eine deutlich bessere Rolle spielen werden als in der Vorsaison. Die Braunschweiger und Göttinger starten indes wie die MBA jeweils mit einer sehr jungen und unerfahrenen Mannschaft in die Saison.
  • Der Auftakt
Am Sonntag um 12.30 Uhr empfängt die MBA in der Ballsporthalle Sandersdorf zunächst die Sartorius Juniors aus Göttingen, die sich nach dem altersbedingten Abgang des überragenden Chris Schultz ebenfalls neu finden müssen. „Ich würde sie auf einem ähnlichen Level wie uns einstufen“, sagt Dimitri. Ein Heimsieg gegen einen solchen Gegner auf Augenhöhe wäre eminent wichtig, um die nachfolgenden Aufgaben mit gewachsenem Selbstvertrauen angehen zu können. „Wir wollen zu Hause so viele Siege wie möglich einfahren und versuchen, auswärts das ein oder andere Spiel zu klauen“, sagt Dimitri. Weil Siege gegen direkte Rivalen in die Abstiegsrunde mitgenommen werden, hat die MBA von Beginn an nichts zu schenken. Um sich das bewusst zu machen, genügt ein kurzer Blick in die vergangene Saison, als es letztlich der klare Auftaktsieg gegen Bayreuth gewesen war, der der MBA am Ende den sportlichen Klassenerhalt rettete. „Wichtig ist für mich am Anfang, dass wir volle Einsatzbereitschaft zeigen und miteinander agieren. Ich möchte sehen, wie wichtig es den Jungs ist, auf diesem Level zu spielen“, betont Dimitri.
PM: SYNTAINICS MBC