Deutschland ist Weltmeister – und ein bisschen auch die NBBL!

Auch einen Tag später fühlt es sich immer noch surreal an. Deutschland ist Basketball-Weltmeister! Nach dem Sieg im Endspiel gegen Serbien (hier geht es zum DBB-Spielbericht) werden die Basketball-Helden am Dienstagmorgen (12. September) in Deutschland zurückerwartet. Der offizielle DBB-Hauptsponsor ING Deutschland lädt vor seinen Hauptsitz in der Theodor-Heuss-Allee 2 ein. Dort wird das Team gegen 9.30 Uhr erwartet und von den Fans und dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Mike Josef, begrüßt und gefeiert. Die Spieler und DBB-Verantwortlichen werden im Talk mit Moderatorin Anett Sattler auf der Bühne von ihren Eindrücken und Erfolgen in Japan und den Philippinen berichten. Anschließend können Fans Autogramme und Medienvertreter Mixed Zone O-Töne von der Mannschaft erhalten (hier geht es zur Nachricht).

Es ist ein Triumph für Headcoach Gordon Herbert und das Team um Kapitän Dennis Schröder, aber auch für all’ diejenigen, die in den vergangenen Jahren mitgeholfen haben, Basketball in Deutschland stetig zu professionalisieren: Spieler, Trainer, Schiedsrichter usw. Und ein bisschen weltmeisterlich darf sich auch die Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL) gGmbH fühlen, denn alle (!) Spieler, die in Manila die Goldmedaille um den Hals gehängt bekommen haben, absolvierten ihre ersten Schritte im professionellen Basketball in der NBBL (und teils sogar auch in der Jugend Basketball Bundesliga (JBBL).

Dennis Schröder erzielte im WM-Finale 28 Punkte. Im NBBL-Halbfinale 2011 waren es sogar 31 Zähler…

Beispielsweise der MVP des FIBA World Cup 2023, Dennis Schröder. Richtig Fahrt nahm seine Karriere in der NBBL auf – wie bei so vielen deutschen Topspielern. Seit seinem elften Lebensjahr hatte er im Verein bei seinem Förderer Liviu Calin gespielt. Schröders Entdeckung durch Calin auf einem Braunschweiger Freiplatz ist schon eine Legende. 18,25 Punkte im Schnitt erzielte er über drei Jahre hinweg in der U19-Bundesliga. 2011 stand er für seinen Heimatverein Braunschweig an der Seite von Kumpel und Nationalmannschaftskollege Daniel Theis im NBBL JBBL TOP4 in Ludwigsburg. Im Halbfinale verloren die Niedersachsen gegen den TSV Tröster Breitengüßbach – trotz 31 Punkten (drei Dreier), sechs Assists und fünf Steals) vom jungen Schröder. Apropos Breitengüßbach: Die siegten 2012 im NBBL-Finale – mithilfe eines gewissen Johannes Thiemann, der seit dem 16. Lebensjahr in Bamberg spielte. Thiemann spielte von 2011 bis 2013 in der NBBL.

Aus der Talentschmiede von ALBA BERLIN stammen die Brüder Moritz und Franz Wagner. Der heute 26-jährige Moritz spielte in der Jugend von ALBA und kam in der Saison 2011/12 erstmals in der U16-Bundesliga JBBL zum Einsatz. Darüber hinaus spielte er für die Berliner in der NBBL und gewann mit dem Verein 2014 die deutsche U19-Meisterschaft. Sein vier Jahre jüngerer Bruder Franz gab nach Einsätzen in der ALBA-Jugend Ende April 2018 seinen Einstand in der BBL. Im Alter von 16 Jahren löste er zu diesem Zeitpunkt seinen Bruder Moritz als jüngsten Spieler ab, der jemals das ALBA-Trikot in einer Bundesliga-Begegnung trug.Mit der NBBL-Mannschaft der Albatrosse wurde er am Ende der Saison 2017/18 deutscher NBBL-Meister. Franz Wagner wurde außerdem zum „Rookie of the year“ sowie zum MVP des TOP4 gewählt.

Franz Wagner (links) und Johannes Voigtmann spielten für ALBA BERLIN und den TuS Jena in der NBBL.

Ein waschechter Berliner ist auch Niels Giffey. Er spielte in seiner Jugend zunächst beim BBC Berlin und den Marzahner Basket Bären, mit deren U16-Mannschaft er 2006 Deutscher U16-Meister wurde. Giffey wechselte danach in die Alba-Nachwuchsmannschaften, wo er mit einigen Mannschaftskameraden aus seiner Zeit bei den Basket Bären 2009 in der NBBL erneut die deutsche Meisterschaft der Altersklasse U19 gewann. Ein Jahr später verpasste man die Titelverteidigung im Finale gegen das TEAM URSPRING.

Ob Maodo Lô seinen patentierten Stepback-Dreier auch schon damals in der NBBL im Werkzeugkasten hatte, ist nicht überliefert. In der NBBL trat der DBV Charlottenburg zusammen mit weiteren Berliner Vereinen zunächst als Central Hoops an, in deren Juniorenmannschaft Lô zum Ende der Saison 2008/09 hinzustieß, aber das Ausscheiden in der ersten Playoff-Runde nicht verhindern konnte. Während Mannschaftskamerad und spätere BBL-Profi Malte Ziegenhagen (zur neuen BBL-Saison 2023/24 Experte bei Dyn) anschließend zum amtierenden NBBL-Meister ALBA wechselte und später auch Junioren-Nationalspieler wurde, blieb Lô bei den Central Hoops und gehörte in den folgenden beiden Jahren zu den Protagonisten der NBBL-Mannschaft, die jedoch jeweils in der ersten Playoff-Runde ausschied.

Nachdem #fruit ihrer US-Auswahl 24 Punkte, meist aus dem Dreier-Land, eingeschenkt hatte, fragten sich viele Amerikaner, bei welchem NBA-Klub Andreas Obst spielte – oder warum er es noch nicht tut.

Zwölf Jahre, bevor er den USA im WM-Halbfinale 24 Punkte einschenkte, spielte Andreas Obst ab 2011 in der JBBL für Breitengüßbach.. Im Jahr darauf rückte er als deutscher U16-Nationalspieler in Güßbachs NBBL-Team auf. 2013 verlor er mit den Franken im NBBL-Finale gegen Urspring, 2014 wurde er in die Süd-Auswahl beim NBBL Allstar Game berufen. 

Sein spektakulärer Block in der Schlussminute des USA-Spiels bleibt ebenso im Gedächtnis wie Obst’ Dreier-Performance, 2015/16 stand Isaac Bonga jedoch noch im U19-Team von Eintracht Frankfurt/FRAPORT SKYLINERS. Nur ein Jahr später gab Bonga am ersten Spieltag der Bundesliga-Saison 2016/17 für Frankfurt dann schon sein Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse.

Vor allem defensiv war Bonga mit seinen Krakenarmen (2,13 Meter Spannweite) unheimlich wertvoll für das deutsche Team. In der NBBL spielte er für Frankfurt.

Wie wertvoll Johannes Voigtmann für die Nationalmannschaft ist, bewies der 2,11 Meter große Center nicht erst mit seinen „Regenbogen-Dreiern“, seiner Spielübersicht und seinem Basketball-IQ im WM-Finale gegen Serbien. In der Jugend spielte er Handball, ehe er bei einem Basketball-Camp des TuS Jena auffiel und anschließend ans Jenaer Sportinternat wechselte. Mit Jena spielte er von 2010 bis 2012 in JBBL und NBBL. Noch ganz frisch dürften die Erinnerungen an die Jugendzeit bei Justus Hollatz sein. Der gebürtiger Hamburger erzielte in der Saison 2016/17 für Harburg Hittfelds U16-Mannschaft in der JBBL im Durchschnitt 20,1 Punkte pro Partie. Ein Jahr später spielte der heute 22-Jährige in der NBBL für die Piraten Hamburg.

Die wenigsten Minuten bei der WM absolvierte David Krämer für das deutsche Team – was nicht heißt, dass der gebürtige Slowake nicht genauso wichtig für die Teamchemie war wie die anderen elf Weltmeister. Ausgebildet wurde Krämer bei ratiopharm ulm, wo er auch eine kurze, aber durchaus erfolgreiche NBBL-Zeit absolvierte. Einmal, nämlich 2016, schnupperten die jungen Ulmer mit ihrem Leitwolf Krämer sogar an der Meisterschaft, und das in eigener Halle. In der altehrwürdigen „Kuhberg-Hölle“ fand seinerzeit das TOP4 von NBBL und JBBL statt, und ratiopharm ulm hatte sich als Gastgeber für die Endrunde qualifiziert. Im Halbfinale verlor Ulm gegen den TSV Tröster Breitengüßbach mit 56:65 durch; die 23 Punkte von Krämer nützten dabei nichts.

Weltmeister (auch) aus der NBBL (v.l.): Moritz Wagner, Maodo Lo, Johannes Thiemann, Niels Giffey, Justus Hollatz und David Krämer.

Wer durchgezählt hat, wird feststellen: ALLE zwölf Spieler des Basketball-Weltmeisters von 2023 haben Spuren in der Nachwuchs und/oder Jugend Basketball Bundesliga hinterlassen! Ob der ein oder andere ohne seine Minuten und Erfahrungen in Deutschlands professionellen Jugendligen es bis zum WM-Titel geschafft hätte? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall waren NBBL und JBBL für das „goldene Dutzend“ wichtige Stationen auf dem Weg an die internationale Spitze!

PM: NBBL gGmbH / JF