JBBL-Halbfinale 1: Baskets Juniors Oldenburg vs Nürnberg Falcons

15. Mai 2025

Der amtierende JBBL-Champion Baskets Juniors Oldenburg trifft beim RSM Elsner Stolz Jugend-TOP4 im ersten Halbfinale am Freitag, 16. Mai (Tipoff 17:00 Uhr), auf Endrunden-Neuling Nürnberg Falcons. In unserer Preview werfen wir einen Blick auf beide Teams, lassen die Headcoaches zu Wort kommen und nennen den „Player to watch“.

Baskets Juniors Oldenburg: Der Meister auf dem Weg zum Repeat?

Die Baskets Juniors Oldenburg haben sich nach durchwachsener Vor- und Hauptrunde wieder ins TOP4 gekämpft. Hier wartet nun ein vermeintlicher Underdog.

Der JBBL-Meister von 2024, die Baskets Juniors Oldenburg, hat sich zum zweiten Mal in Folge für die TOP4-Endrunde qualifiziert. Im Playoff-Viertelfinale bezwangen die jungen Donnervögel die Metropol YoungStars glatt mit 2:0; auch in den Runden zuvor blieb der Champion gegen die Charisma Young bulls und die Basketball Talents Potsdam ungeschlagen.

Die souveräne Vorstellung in der Postseason war nach einer mühevollen Vor- und Hauptrunde nicht unbedingt zu erwarten. Der Meister kam nur langsam in die Gänge und schloss die Vorrunde mit zwei Niederlagen nur auf Rang drei hinter den Hamburg Towers und den ROSTOCK SEAWOLVES ab. Auch die anschließende Hauptrunde war kein Selbstläufer für die Oldenburger, die diese mit einer ausgeglichen Bilanz (5-5) hinter dem späteren Viertelfinalgegner Metropol YoungStars und dem UBC Münster ebenfalls „nur“ auf Rang drei ab. Die durchwachsene Vor- und Hauptrunde hatte durchaus ihre Gründe, wie Headcoach Dejan Stojanovski erklärt (siehe Interview). Der letztjährige TOP4-MVP Djordje Klaric stand selten zur Verfügung, weil er im NBBL- und Regionalliga-Team der Oldenburger eingesetzt wurde, Nemanja Prodanic konnte aufgrund von Rückenproblemen nur acht Saisonspiele absolvieren, und Matti Oldiges stand verletzungsbedingt nur 13 Mal in der JBBL auf dem Parkett. Zusammen ist das Trio im Schnitt für rund 70 Punkte pro Spiel bei den Baskets Juniors verantwortlich: Klaric mit 31,1, Prodanic mit 20,6 und Oldiges mit 19,1 Punkten pro Spiel. 

Doch wie sagt man so schön: Mit dem Beginn der Playoffs fängt die Saison neu an. Die Oldenburger haben das zu ihrem Mantra gemacht und in der ersten Playoff-Runde den Basketball Talents Potsdam 123 und 104 Punkte eingeschenkt. Auch JBBL-Neuling Charisma young bulls hatte dem Meister nichts entgegenzusetzen (89:46 und 95:58), mehr Gegenwehr zeigten dann im Viertelfinale die Metropol YoungStars. Was sich aber auch zeigte: Spieler wie Luan Lauer (11,2 PpS, 9,2 RpS) oder Clemens Bökesch (10,2 / 7,8) haben in Abwesenheit der Leistungsträger viel Selbstvertrauen getankt und Verantwortung übernommen. 

Im Halbfinale gegen die Nürnberg Falcons sind die Niedersachsen nun favorisiert, doch Headcoach Dejan Stojanovski warnt: „Das ist gefährlich. Vergangenes Jahr warten wir der vermeintliche Underdog, am Ende haben wir den Titel geholt. Ich erwarte ein spannendes Spiel und vor allem tolle Duelle auf den Guard-Positionen.“ Stojanovski weiß aus der Erfahrung vom vergangenen Jahr, was der Titel für das Nachwuchsprogramm eines Klubs bedeutet kann: „Es ist eine Bestätigung der Arbeit, die alle geleistet haben. Wir werden ganz anders wahrgenommen.“ Erst recht, sollte es am 18. Mai heißen: Back to back für Oldenburg!


Interview mit Headcoach Dejan Stojanovski

„Mit uns wird wieder zu rechnen sein“

Dejan, Ihr seid zum zweiten Mal in Folge beim TOP4 dabei und habt die Chance, Euren 2024 erworbenen Titel zu verteidigen. Danach sah es – mit Verlaub – nach der Hälfte der Saison nicht aus…

Dejan Stojanovski: Das ist vollkommen richtig. Bei uns hat auch während der Saison niemand von der möglichen Titelverteidigung gesprochen, und das war auch nicht das primäre Ziel. Uns sind zwar ein knappes Dutzend Spieler aus dem 2024er-Kader erhalten geblieben, aber es war beispielsweise klar, dass ein Djordje Klaric nicht oft bei uns spielen würde…

…der MVP der letztjährigen JBBL-Endrunde…

…genau. Djordje kam hauptsächlich in unserem NBBL- und Zweitregionalliga-Team zum Einsatz und hat bei uns nur zehn Spiele gemacht. Vor der Saison hatten wir die Nachricht bekommen, dass Nemanja Prodanic aufgrund von Rückenproblemen ausfallen würde, und zu guter Letzt musste auch Matti Oldiges mit einer Fußverletzung einige Wochen pausieren.

Drei Leistungsträger die Euch gefehlt haben, trotzdem habt Ihr erneut das TOP4 erreicht. Das muss Euch viel Selbstbewusstsein geben, oder?

Auf jeden Fall! Es zeigt, dass wir uns auf unsere anderen Jungs verlassen können. Sie sind in Abwesenheit der drei in die Bresche gesprungen und haben bewiesen, dass sie Verantwortung übernehmen können. Vor dem TOP4 sind nun alle unserer Spieler zu hundert Prozent fit, deshalb wird mit uns wieder zu rechnen sein!


Player to watch: Djordje Klaric

Der MVP des letztjährigen JBBL TOP4 ist auch in diesem Jahr wieder Dreh- und Angelpunkt im Team des amtierenden Meisters Oldenburg. In zehn JBBL-Spielen in dieser Saison hat der bullige Guard 31,2 Punkte pro Partie aufgelegt, seine 7,2 Rebounds und 5,1 Assists im Schnitt beweisen seine Vielseitigkeit. Außerdem lief der Junioren-Nationalspieler für das NBBL-Team der Niedersachsen auf (acht Spiele, 8,3 PpS).


Nürnberg Falcons: Famoser Falken-Flug zum TOP4 – und zum Titel?

Die Nürnberg Falcons sind der Überraschungsgast bei der Endrunde in Berlin – das heißt aber nicht, dass sie keine Chance auf die Meisterschaft haben.

Hand aufs Herz: Wer hätte den Nürnberg Falcons vor der Saison den Einzug ins TOP4 zugetraut? Ehrliche Antwort: Wohl kaum jemand, und auch bei den Franken selbst stand die Endrunde nicht auf dem Zettel. „Unser Ziel vor Saisonbeginn war es, die Playoffs zu erreichen. Das Team hat sich während der Saison aber super entwickelt“, sagt Martin Ides. Der 2,17 Meter große Ex-Profi ist seit dem vergangenen Sommer Headcoach des JBBL-Teams der Falcons, das nach dem Zusammenschluss mit den Tornados Franken gebildet worden war. Die TOP4-Teilnahme ist der größte Erfolg eines Nürnberger Jugend-Teams, mal abgesehen von der Endrunden-Teilnahme des NBBL-Teams der Franken Hexer im Jahr 2010. Schon in der Vorrunde deuteten die jungen Falken an, dass in dieser Spielzeit mit ihnen zu rechnen sein würde. Ihre Vorrundengruppe gewannen sie mit einer Bilanz von 5-1, punktgleich mit Gruppenfavorit Eintracht Frankfurt / SKYLINERS. Die anschließende Hauptrunde schlossen die Franken auf Platz drei mit 6-4 ab, hinter dem rheinischen Duo BBV RheinStars (9-1), dem späteren Viertelfinalgegner der Falcons, und dem Team BonnRhöndorf (8-2). In der ersten Playoff-Runde wurde dann das TEAM URSPRING mit 2:0 besiegt, auch KICKZ IBAM konnte die Nürnberger, die die Serie erneut mit 2:0 gewannen, nicht aufhalten. Spannend wurde es dann im Viertelfinale gegen die favorisierten RheinStars aus Köln: Nach jeweils einem Auswärtssieg musste ein drittes Spiel in der Domstadt über den Einzug ins TOP4 entscheiden, und die Nürnberger erwiesen sich erneut als nervenstark und siegten mit 94:85. Spielmacher Nino Neubert war der überragende Mann mit einem Beinahe-Triple Double (16 Punkte, acht Rebounds, 17 Assists), auch Emanuel Soldo (24 Punkte, elf Rebounds) und Mattis Stüben (23) spielten stark auf. Soldo, Stüben und Dashawn Burroughs (14 Punkte und sechs Rebounds in Spiel drei gegen Köln) zählen zum Dunstkreis der U16-Nationalmannschaft, Neubert ist der Kopf der Falcons-U16. „Nino ist für sein Alter schon sehr erwachsen. Emanuel ist ein unglaubliches Talent, Mattis unser X-Faktor. Und Dashawn kann von der Eins bis zur Fünf auf jeder Position verteidigen“, beschreibt Ides die Stärken seines Leistungsträgers-Quartett. Doch auch die anderen Teammitglieder konnten ihren Wert für das Team in den Phasen in denen ein oder mehrere Leistungsträger verletzt fehlten, unter Beweis stellen. 

Für das Nürnberger Programm ist die Qualifikation zum TOP4 ein Meilenstein auf dem Weg zur stetigen Professionalisierung. Die Durchlässigkeit für Nürnberger Talente bis hoch zum Profikader des ProA-Teams ist den Verantwortlichen, allen voran Geschäftsführer Ralph Junge, enorm wichtig. Und so könnten Neubert & Co. in ein paar Jahren den Kern der ersten Mannschaft der Falcons bilden…

Interview mit Headcoach Martin Ides

„Am Ende kam das TOP4 nicht mehr ganz so überraschend“

Martin, die Nürnberg Falcons sind zum ersten Mal bei der TOP4-Endrunde dabei. Ward Ihr selbst überrascht, es so weit geschafft zu haben?

Martin Ides: Ein wenig schon (schmunzelt). Unser Ziel vor Saisonbeginn war es, die Playoffs zu erreichen. Als wir das geschafft hatten, habe ich die Jungs gefragt, welches Ziel sie nun haben. Einhellig kam die Antwort: das TOP4. Das Team hat sich während der Saison super entwickelt, von daher kam die Qualifikation für das TOP4 am Ende nicht mehr ganz so überraschend.

Im Halbfinale wartet nun Titelverteidiger Baskets Juniors Oldenburg auf Euch. Wie werdet Ihr dieses Spiel angehen?

Genau wie jedes andere: mit Respekt aber mit dem Willen und festen Glauben, das Spiel gewinnen zu können. Wir waren in der Saison so manches Mal nicht der Favorit, so auch nicht im Viertelfinale gegen die BBV RheinStars. Die haben wir im dritten Spiel in Köln bezwingen können, von daher glauben wir an unsere Stärke. 

Du bist vergangenen Sommer nach dem Zusammenschluss der Falcons mit den Tornados Franken neuer JBBL-Trainer geworden, kanntest den Standort Nürnberg ja schon aus Deiner aktiven Zeit als Profi. Wie kam es dazu?

Basti Doreth, sportlicher Leiter des Nachwuchsbereichs in Nürnberg und mein ehemaliger Mitspieler, hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir das Amt als JBBL-Trainer vorstellen könnte. Weil mir den Standort Nürnberg und die Jugendarbeit generell am Herzen liegen, habe ich schnell zugesagt. Wie man sieht, war es nicht die schlechteste Entscheidung (lacht).

Player to watch: Nino Neubert

Wenn jemand 6,0 Rebounds pro Spiel holt, wird dieser normalerweise unter den Körben verortet und mit einer Körperlänge von rund zwei Metern vermutet. Nino Neubert ist Point Guard, 1,80 Meter groß und 55 Kilo schwer – und trotzdem der drittbeste Rebounder der Falcons. Dazu kommt der 15-Jährige auf 19,6 Punkte und 7,7 Assists pro Spiel. Im entscheidenden dritten Viertelfinalspiel in Köln verteilte Neubert sage und schreibe 17 Assists – er ist die eierlegende Wollmilchsau der Falken.