MVP und dann? – Die etwas andere NBBL-Karriere

21. November 2020

Nicht für jeden führt eine erfolgreiche NBBL-Karriere zwangsläufig in den Profibasketball. Verletzungen, Zufälle und Entscheidungen tragen dazu bei, dass ganz unterschiedliche Lebenswege gibt. Wir erzählen die Geschichte von Sören Fritze, NBBL-MVP von 2013.

Maik Zirbes, Daniel Theis, Ismet Akpinar und Sören Fritze: Die Gemeinsamkeit dürfte vielen erst auf den zweiten Blick auffallen. Während Zirbes, Akpinar und Theis allesamt international erfolgreiche Karrieren durchlaufen und dabei auch eine wichtige Rolle im Nationalteam gespielt haben, läuft Fritze seit Sommer 2018 für die BG Hagen in der 1. Regionalliga West auf. Fünf Jahre zuvor schienen dem heute 26-Jährigen dabei noch alle Türen zu einer großen Karriere offen zu stehen. Genau wie Zirbes (Saison 2008/09), Theis (10/11) und Akpinar (2013/14) wurde Fritze in der Saison 2012/13 zum MVP der NBBL gewählt, dem wertvollsten Spieler in seiner Altersklasse deutschlandweit.

TOP4-Teilnahme mit den Phoenix Hagen Youngsters und Anfänge der Profi-Karriere

Mit durchschnittlich 19 Punkten und vier Assists führte Fritze sein Team ins NBBL TOP4, wo man im Halbfinale CYBEX Breitengüßbach mit 77:91 unterlag. Auch in diesem Spiel war der 1,90 Meter große Point Guard einmal mehr der auffälligste Akteur seiner Mannschaft, doch seine 25 Punkte und fünf Rebounds konnten die Niederlage letztlich nicht verhindern. Sieben Jahre später legt Fritze in der viertklassigen Regionalliga 10,2 Punkte und 4,2 Assists pro Partie auf. Die große Karriere, die viele seiner Vorgänger und Nachfolger als NBBL-MVP einschlagen konnten, blieb ihm also verwehrt. Im Sommer 2013 sah es dabei noch ganz anders aus. Als frischgebackener MVP wurde Fritze in den erweiterten Kader der U20-Nationalmannschaft berufen. In der Folgesaison folgten zudem die ersten Einsätze in der easycredit BBL für Phoenix Hagen. Insgesamt fünf Mal ließ Ingo Freyer das junge Talent in der Saison 2013/14 aufs Parkett. Der endgültige Durchbruch gelang Fritze jedoch nicht, sodass konsequenterweise der Schritt in die ProB folgte. Für die Weißenhorn Youngsters, den damaligen Kooperationspartner von ratiopharm ulm, legte er in der ersten beiden Partien 13,5 Punkte und drei Assists im Schnitt auf, ehe ein Kreuzbandriss seine Saison frühzeitig beendete. Extrem bitter für den Aufbauspieler, der schnell Fuß zu fassen schien und außerdem auch beim Erstligisten wichtige Trainingserfahrung sammeln konnte.

Odyssee durch Basketball-Deutschland

Es folgte zahlreiche weitere Vereinswechsel. Nach dem unglücklichen Jahr in Ulm schloss sich Fritze im Sommer 2015 dem Mitteldeutschen Basketball Club an. Nachdem er in der ersten Saisonhälfte ausschließlich beim Kooperationspartner in der Regionalliga zum Einsatz kam, folgte nur sechs Monate später ein erneuter Tapetenwechsel. Doch auch bei den EN Baskets Schwelm in der ProB sollte Fritze nicht glücklich zu werden. 3,9 Punkte und 1,8 Assists konnte er in insgesamt elf Spielen verzeichnen. Nach nur sechs Monaten folgte somit der nächste Vereinswechsel. Zurück in der Heimat konnte Fritzes Karriere einen neuen Auftrieb erfahren. Bei den Iserlohn Kangaroos, dem Kooperationspartner von Phoenix Hagen, zeigte sich der Playmaker für 10,1 Punkte und 2,8 Assists pro Partie verantwortlich und hatte somit maßgeblich Anteil an der Playoff-Teilnahme der Kangaroos. In der Folgesaison schien dann doch noch der endgültige Durchbruch zu gelingen. Nachdem er 26 und 25 Punkte in den ersten beiden Partien auflegen konnte, gelang es Fritze auch im weiteren Verlauf seine Leistungen zu stabilisieren. 15,3 Punkte und 2,7 Assists legte er sich in der ersten Saisonhälfte auf, ehe im Januar 2018 ein Angebot des ambitionierten ProA-Teams Hamburg Towers auf dem Tisch lag. Fritze entschied sich, die Herausforderung und die letzte Chance auf eine Profikarriere anzunehmen. So absolvierte er die restliche Saison in der Hansestadt. Eingeschränkt durch eine erneute Fußverletzung standen durchschnittlich insgesamt 2,9 Punkte in acht Partien für ihn zu Buche. Im Anschluss an die Saison 2017/18 wurde sein Vertrag in Hamburg nicht verlängert. „Ab dem Zeitpunkt war mir klar: Das wird nichts mehr“, sagt Fritze der Westfalenpost. Er entschied sich, zukünftig Abstand vom professionellen Basketball zu gewinnen und neue Prioritäten zu verfolgen.

Abstand zum Profigeschäft und neue berufliche Perspektiven

Es folgten ein Praktikum in Berlin sowie ein Fernstudium an der IUBH Bonn. Parallel zu seiner Rückkehr zur BG Hagen fasste Fritze nach und nach Fuß im Hagener Immobiliengeschäft. Die Karriere im Immobilienmanagement verläuft für den ehemaligen MVP dabei äußerst erfolgreich. Gerade einmal zwei Jahre nach seiner Rückkehr nach Hagen betreibt er mit Fritze Immobilien GmbH sein eigenes Unternehmen. Sein Geschäftspartner ist dabei sein langjähriger Mitspieler Yannick Opitz. Zum Profibasketball hat Fritze in der Zwischenzeit Abstand gewonnen. Dafür scheint ihm in seiner beruflichen Karriere der Durchbruch gelungen zu sein. So weiß Fritze auch: „Niemand sollte sich nur auf Basketball verlassen, man sollte immer etwas Solides in der Hinterhand haben.“