Throwback Thursday: TOP4-Premiere 2007 in Paderborn

24. Oktober 2024

Neue Serie, bekanntes Format: In „Throwback Thursday“ blicken wir ab sofort immer auf Highlights aus 17 Jahren NBBL- und JBBL-Historie zurück – heute auf die erste TOP4-Endrunde 2007 in Paderborn, unter anderem mit Per Günther.

Es war eine absolute Premiere: 2006 hatten die drei Gesellschafter, der Deutsche Basketball Bund zusammen mit 1. und 2. Liga, die Nachwuchs Basketball Bundesliga, kurz NBBL, aus der Taufe gehoben. Höhepunkt der ersten Saison war die TOPO4-Endrunde in Paderborn: das TEAM URSPRING, die Phoenix Hagen Juniors, der TSV Tröster Breitengüßbach und das Team Bonn/Rhöndorf hatten sich als die vier besten U19-Mannschaften für das Turnier qualifiziert.

Mit vielen Vorschusslorbeeren war damals der TSV Tröster Breitengüßbach ins Turnier gestartet. In ihren Reihen hatten die Franken unter anderem Center Tim Ohlbrecht und Point Guard Sajmen Hauer. Beide galten als zwei der größten deutschen Talente. Während Ohlbrecht später kurzzeitig sogar den Sprung in die NBA schaffte, blieb Hauer, der seinerzeit schon im Bamberger BBL-Team auflief, der große Druchbruch verwehrt. Den schaffte dagegen ein anderer junger Güßbacher, der damals im Schatten von Ohlbrecht und Hauer stand: Karsten Tadda hat bis heute über 600 Spiele in der easyCredit BBL und 89 A-Länderspiele für die Deutsche Nationalmannschaft absolviert. 2007 wurde er im Kader der Güßbacher mit einer Größe von 1,90 Metern und einem Gewicht von 85 Kilo kurioserweise als Power Forward gelistet und kam in dieser allerersten NBBL-Saison auf 10,5 Punkte, 3,5 Rebounds und 5,0 Assists pro Spiel. Inzwischen ist der 35-jährige Familienvater wieder in seine fränkische Heimat zurückgekehrt und spielt aktuell für die Bamberg Baskets.

Trotz ihres Favoritenstatus schafften es die Güßbacher nicht ins Endspiel: Im Halbfinale scheiterten sie an den aufopferungsvoll kämpfenden „Feuervögeln“ aus Hagen. Dieses Spiel war so etwas wie die Geburtsstunde des Profi-Basketballers Per Günther: Vorher meist nur westfälischen Insidern bekannt, lieferte der Point Guard DAS Spiel seiner bis dato jungen Karriere. Defensiv ließ er Güßbachs Star-Guard Hauer keine Luft zum atmen, offensiv setzte er immer wieder die Hagener Scorer Dominik Spohr (später für Hagen in der ProA am Ball) und den späteren tunesischen Nationalspieler Ziyed Chennoufi in Szene. Dreh- und Angelpunkt im Spiel von Phoenix aber war Junioren-Nationalspieler Per Günther. Der Playmaker konnte seine Hauptrunden-Stats (19,5 Punkte, 2,1 Rebounds, 2,2 Assists) in den Playoffs noch einmal steigern: In den sechs Spielen legte er 21,2 Punkte, 2,8 Rebounds und 3,7 Assists auf.

Standhardingers schillernde Karriere

Für den ganz großen Wurf sollte es für die Hagener am Ende aber nicht reichen: Im Halbfinale gegen Güßbach hatten sie zu viele Körner gelassen, um im Finale dem Team Urspring gefährlich zu werden. Die Internatsschüler hatten vor dem TOP4 nicht viele auf dem Zettel, doch aufmerksam machten sie auf sich im Viertelfinale, in dem sie den großen Favoriten und amtierenden U18-Meister TV Langen aus dem Rennen warfen. Mit 101:64 fegten die Urspringer die „Giraffen“ im Hinspiel (damals wurde in den Playoffs noch nicht im Best-of-Three-Modus gespielt) aus der Halle, das Rückspiel war nur noch Schaulaufen. Überragender Mann beim Kantersieg der Schelklinger war Christian Standhardinger mit 44 Punkten und zehn Rebounds. Der Power Forward war die zentrale Figur im Team Urspring. Seine sehr guten Stats nach der Hauptrunde (23,3 Punkte, 6,1 Rebounds) konnte Standhardinger in den Play-offs noch einmal steigern (29,7/9,3). Angeführt von Standhardinger gewann das Team Urspring den allerersten NBBL-Titel; 2008 sollte der „Back to back“-Titel folgen. Standhardinger sollte anschließend die schillerndste Karriere aller Urspringer der „class of 2007“ hinlegen: Nach einer wechselhaften College-Karriere spielte der Power Forward in der Bundesliga für den Mitteldeutschen BC und SC RASTA Vechta. Im Sommer 2017 gab Standhardinger seinen Einstand in der philippinischen Nationalmannschaft und gewann mit ihr 2017, 2019 und 2021 die Goldmedaille bei den Südostasien-Spielen. Mit den Philippinen nahm er ebenfalls an der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2019 teil. Seit 2019 spielte der heute 35-Jährige für NorthPort Batang Pier in der Philippine Basketball Association, seit 2021 für Barangay Ginebra. 2023 gab er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt.

Auf ihrem Weg zum NBBL-Titel räumten die Internatsschüler unter ihrem Coaching-Duo Felix Czerny und Ralph Junge (heute der Macher beim ProA-Ligisten Nürnberg Falcons) im Halbfinale das Team Bonn/Rhöndorf aus dem Weg. Das Kooperationsteam der Telekom Baskets Bonn und der Dragons aus Rhöndorf hatte in Fabian Thülig und Jonas Wohlfarth-Bottermann ihre besten Akteure. Beide erreichten sowohl 2007 als auch 2008 mit den Rheinländern das TOP4 und standen später auch im BBL-Kader der Telekom Baskets Bonn. Während sich Thülig dann für den Schwerpunkt Studium und gegen eine Profilaufbahn entschied, spielt Big Man „Wobo“ nach Stationen bei ALBA BERLIN, ratiopharm ulm den Skyliners aus Frankfurt und Hamburg heute bei den MHP RIESEN Ludwigsburg.

Unvergessen: der „Pizza-Gate“ beim Teamabend

Für alle Beteiligten – Spieler, Trainer und Organisatoren – war das TOP4 eine neue Erfahrung. Über 2.000 Zuschauer an beiden Turniertagen setzten dabei ein äußerst positives Zeichen bei der Premierenveranstaltung der neuen Nachwuchs Basketball-Bundesliga. Diese positive Resonanz des Publikum zeigte, welch zukunftsträchtiges Projekt ein Jahr zuvor mit der NBBL angestoßen worden war. Natürlich war auch noch viel Improvisationsgeist gefragt: Unvergessen der Teamabend, an dem alle Teilnehmer mit Pizza versorgt werden sollten. Leider passten in den Ofen jeweils nur zwei Teigteller hinein, was beim Organisationsteam rund um Sven Schaffer für einige Schweißperlen auf der Stirn sorgte. Dennoch war die rundum gelungene Veranstaltung, zu der auch noch die Coach-Clinic (seitdem fester Bestandteil des TOP4)  und die Austragung des WBV-Jugend- und Verbandstags gehörten. Damals wie heute war das TOP4 auch Treffpunkt für alle Bundestrainer und viele Funktionäre: Seinerzeit gehörten die Bundestrainer Dirk Bauermann (A-Nationalmannschaft), Frank Menz (A2) und Kay Blümel (U18) genauso wie der damalige FIBA-Sportdirektor Kosta Iliev zu den Gästen in der Halle am Maspernplatz. Paderborn war somit die Keimzelle des TOP4, wie wir es heute kennen…

Hier geht es zum vorherigen Teil der Serie: Franz Wagners Monsterdunk im NBBL-Finale 2018

PM: NBBL gGmbH / JF

Fotos (Archiv): City-Press